Gründe

Hier findest du unser Argumentarium mit den Gründen, warum wir auf die WM verzichten werden.

Situation in Katar

Mit der WM-Vergabe an Katar, hat die Fifa in unseren Augen eine rote Linie überschritten. Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen für die Spielstätten sind eklatant. Gemäss dem britischen «Guardian», sind seit der Vergabe der Spiele an den Wüstenstaat, 6500 Arbeitsmigranten, vor allem junge Männer, auf Katars Baustellen ums Leben gekommen.[1] Man muss sich diese Zahl vor genau Augen führen. Damit im Jahr 2022 eine Fussball Weltmeisterschaft stattfinden kann, mussten bereits 6500 Menschen sterben. Diese Zahl lässt sich weder rechtfertigen noch schönreden.

Ronny Blaschke hielt in einem Kommentar fest: «So zynisch es klingen mag: Erst durch den Fußball ist Europa auf die toten Gastarbeiter aufmerksam geworden.»[2] Denn die Arbeitsbedingungen sind im ganzen Wüstenstaat miserabel. So schrieb Amnesty International in einem Bericht, dass viele Arbeitnehmer: innen unter den Arbeitsbedingungen zu leiden haben «Sie erhalten ihren Lohn oft unregelmässig, verspätet, oder überhaupt nicht. Bis vor kurzem durften sie nur mit Einverständnis der Arbeitgeber: innen den Job wechseln oder einfach nur das Land verlassen. Diese Regelung ist inzwischen zwar gesetzlich abgeschafft, wird aber in der Praxis weiterhin angewandt und zunehmend erneut in Frage gestellt. Schliesslich ist vor allem Hauspersonal, trotz einer Gesetzesform, Missbrauch und Ausbeutung ausgeliefert: Hausangestellte müssen bis zu 18 Stunden täglich arbeiten, haben keine Ruhepausen, keinen freien Tag und werden häufig durch ihre Arbeitgeber: innen beschimpft, geschlagen und sexuell missbraucht. Die Täter: innen gehen fast immer straflos aus.»[3]

Wir sind uns bewusst, dass durch den Fussball Fortschritte erzielt werden können und auch erzielt worden sind, vertreten aber die Meinung, dass faire Arbeitsbedingungen vor der Vergabe eines solchen Turniers durch das Gastgeberland zugesichert werden müssen und die Fifa eine solche Zusage als Voraussetzung ansehen muss. Es reicht nicht, wenn man hofft, dass es durch die internationale Aufmerksamkeit zu Verbesserungen kommen wird.

Neben den Arbeitsbedingungen muss auf die Menschenrechtslage im Land aufmerksam gemacht werden. Katar wird von seinem Emir regiert.[4] Dieser herrscht mit einigermassen absolutistischer Gewalt. Fundamentalste Grundrechte wie die Meinungsäusserungsfreiheit werden in Katar eingeschränkt oder existieren gar nicht. Zudem ist Homosexualität in Katar verboten. Dass man das Zeigen von Regenbogenfahnen während den Spielen respektiert, rundet die Heuchlerei ab. So können sich Funktionäre der Fifa oder der frisch gebackene Botschafter der WM, David Beckham weiter in Rechtfertigung üben und dabei auf den so herausragenden Fortschritt im Land verweisen. Was man darüber wohl im Heimatland des Fussballs denken wird, David?

Entwicklung im Fussball

Fussball ist für viele von uns mehr als ein Sport. Wir verbringen Stunden in den Stadien oder vor unseren Fernsehgeräten, um die Spiele zu verfolgen. Und Fussball ist vor allem ein Sport für alle. Seit Generationen verbindet der Fussball die Menschen. Er baut Brücken, vereint Kulturen, erfüllt wichtige soziale Funktionen und lehrt uns grundlegende Aspekte wie Respekt und Fair-play.

Doch seit Jahren schon werden diese Werte von den Mächtigen im Fussball missachtet. Hätte man sich auf fundamentalste Werte und ethische Prinzipien berufen, wäre ein solches Turnier nie zustande gekommen. Und man muss dabei anfügen, dass Katar einfach der Tropfen war, welcher das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Seit der WM in Südafrika übertrifft sich die Fifa selber, wenn es darum geht, ein möglichst asoziales Turnier auf die Beine zu stellen.

Und die Vergabe von Spielen an, in unseren Augen nicht vertretbare Gastgeberländer, ist ja leider nicht der einzige Punkt, an dem sich der Weltverband (und Kontinentalverband) immer mehr von Fans und Leitlinien verabschiedet. Seit Jahren werden Bedürfnisse von Spielern und Fans immer weiter zurückgedrängt. An ihre Stelle tritt das Geld, das lockt. Durch eine WM im Winter werden die sowieso schon sehr dichten Spielpläne verdichtet, die Spieler kriegen noch weniger Pausen und das Verletzungsrisiko steigt an. Ebenso werden seit Jahren die Spieltage auf immer mehr Anstosszeiten zerstückelt, damit möglichst viele Partien am Fernseher gezeigt werden können. Für Fans wird es dadurch immer schwerer, ins Stadion zu kommen und den Sport hautnah zu erleben. All das dient nur dem Profit und schadet dem Volkssport Fussball. Kleineren Vereinen wird durch Reformen im Oberhaus die Teilnahme an den grossen Turnieren de facto verunmöglich, Eintrittspreise steigen ins unermessliche und VIP-Logen mit all inclusive Service fluten die Stadien. Wir fragen uns dabei: Was hat das noch mit dem Volkssport Fussball zu tun?

Die WM ist eines der grossen Highlights schlechthin. Nach jedem Endspiel beginnt die Vorfreude auf das nächste Turnier und damit das grosse Warten. Und das hat seinen Grund. Die WM ist ein Fussballfest für alle, zumindest sollte sie das sein. Denn schon die WM-Endrunden in Südafrika, Brasilien und Russland litten unter schlechten Begleiterscheinungen. Die WM-Ausgabe 2022 stellt dabei bloss den traurigen Höhepunkt dar. Es kann nicht sein, dass für ein Sportereignis 6500 Menschenleben enden. Jedes ist eines zu viel.

All diese Umstände haben uns dazu gebracht, die WM in Katar zu boykottieren.


Das wollen wir tun

Unser Ansatz folgt ganz grundsätzlichen ökonomischen Prinzipien. Durch den Boykott wollen wir die Nachfrage nach dem Produkt WM senken und damit die Einnahmen verringern. Wir erhoffen uns, durch eine Senkung der Nachfrage ein Zeichen zu setzen, denn die Sprache, die im Fussball momentan gesprochen wird, heisst Geld.

Die Schweiz ist zwar ein kleines Land, geniesst aber dennoch ein grosses Ansehen. Sie kann daher eine Vorreiterrolle im internationalen Kontext einnehmen. Würde beispielsweise der SFV auf die Teilnahme verzichten, würde dies ein enormes Zeichen setzen und könnte andere Nationen vergleichbarer Grösse dazu bewegen, denselben Schritt zu tun. Wir als Verein erhoffen uns durch Öffentlichkeitsarbeit und durch eine hohe Teilnehmerzahl den Verantwortlichen des SFV aufzuzeigen, dass die hiesigen Fussballfans ihre Werte verletzt sehen.

Natürlich wollen wir niemandem verbieten die WM zu schauen. Das ist die Entscheidung jedes Einzelnen. Was wir aber hoffen ist, durch unser Alternativprogramm den einen oder andern dazu bewegen zu können, auf den Konsum der WM 22 zu verzichten. Denn wir sind überzeugt davon, dass es zusammen leichter fallen wird, den Fernseher ausgeschalten zu lassen.

Uns ist völlig klar, dass die Schweiz ein extrem kleiner Markt ist und dass das Fehlen einiger Zuschauer hier der Fifa überhaupt nichts ausmachen wird. Ebenso sind wir uns bewusst, dass wir durch unseren Verein die Welt nicht verändern werden können - so realistisch sind wir. Wir erhoffen uns aber, dass wir durch das gemeinsame Verzichten einen kleinen Anstoss geben können und auf die Lage in Katar aufmerksam machen können. Und wir hoffen natürlich, dass sich einige Leute unserem Boykott anschliessen werden, damit wir zumindest im Kleinen ein grosses Zeichen setzten können!

Damit wir unser Ziel erreichen können, ist es wichtig, dass sich unser Boykott herumspricht. Erzähl daher unbedingt all deinen Freunden davon, folge uns in den sozialen Medien und trete unserem Verein bei. Wir freuen uns über jede Unterstützung!


[1] https://www.theguardian.com/global-development/2021/feb/23/revealed-migrant-worker-deaths-qatar-fifa-world-cup-2022

[2] https://www.deutschlandfunk.de/arbeitsbedingungen-beim-wm-gastgeber-katar-sterben-fuer-den.1346.de.html?dram:article_id=493271

[3] https://www.amnesty.ch/de/laender/naher-osten-nordafrika/katar/dok/2021/fifa-zeit-fuer-gerechte-arbeitsbedingungen-in-katar

[4] https://www.britannica.com/place/Qatar/Government-and-society
[5] https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/katar-2020